Wohnstallhaus Donaustrasse 56 in Oberndorf / Donau
Kurzfassung der Forschungsergebnisse 2005 - 2009 

(c) 2005-2009 Walter Kirchner, Sinzing/Viehausen

Fundstücke römischer Keramik bei Grabungen im Hausbereich bezeugen die Anwesenheit der Römer in Oberndorf.

 

11. Jh.          Bei den archäologischen Grabungen des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege werden mehrere Pfostenlöcher von Vorgängerbauten aufgedeckt.

                   

um 1100       Bau eines  Hauses in Pfostenbauweise

Folgender Grundriss ist anzunehmen: In der Südostecke des Hauses liegt die Rauchstube mit bodenbündiger Feuerstelle, in der Nordostecke die Kammer, im Westteil des Hauses der Stall. Von diesem Gebäude hat sich nur die Feuerstelle an der Zwischenwand Rauchstube – Kammer erhalten.

 

um 1150      Bei dieser Baumaßnahme werden drei Seiten der hölzernen Kammer in  Bruchsteinen massiv erneuert, ein so genannter Steinkern entsteht. Die Feuerstelle bleibt am gleichen Ort. Anlass für diese erste Versteinerung sind mit großer Wahrscheinlichkeit Überschwemmungen durch die Donau und vor allem die winterlichen Eisstöße.

 

nach 1194    Die erste archivarisch überlieferte Eisstoßkatastrophe vom Winter 1194/95 könnte die konkrete Ursache gewesen sein, auch die Rauchstube, mit der besonders gefährdeten Südostecke, massiv auszuführen. In Bruchstein gemauert wird die Ostwand am Giebel mit dem in Resten erhaltenen mittigen Fenster und die südliche Traufwand. Hier allerdings nur die untere Hälfte massiv, der obere Teil ist weiter eine Holzkonstruktion. Die Feuerstelle wird nun in die nordöstliche Raumecke der Stube geschoben. Zur Anwendung kommt ein offener Kamin mit einer Feuerebene in 80 cm Höhe. Der Rauch wird jetzt gefasst und entweicht über ein Rauchloch am Giebel.

 

um 1210       Mit dem Einziehen einer hölzernen Trennwand im Stubenbereich entsteht ein eigenständiger Flur.

 

um 1240       Durch Abbruch der massiven Zwischenwand Stube/Kammer wird die Stube nach Norden vergrößert. In dem verbliebenen Kammerbereich, jetzt abgetrennt von der Stube durch eine Holzwand, findet eine separate Küche mit Feuerstelle Platz. Von hier wird der Kachelofen der Stube als so genannter Hinterlader beschickt. Nun ist die Stube rauchfrei.

 

1280 d          Das östliche, hölzerne Giebeldreieck wird massiv ausgemauert
- Dachneigung 30 Grad. Die Art der Dacheindeckung muss offen bleiben.         

Auch die Südtraufe im Stubenbereich zeigt sich jetzt in voller Höhe massiv. Zugleich erfährt das Haus westlich des Querflurs, im Bereich von Kammer und Stall, eine Erweiterung. Hier werden jedoch nach wie vor auf den neuen Steinsockel Fachwerkwände gesetzt. Ein außen liegender erster Keller ist an der nordöstlichen Hausecke nachweisbar.

  

1355 d          Das Haus erreicht durch eine nochmalige Grundrissverbreiterung und durch eine Aufstockung die jetzige Größe. Im Obergeschoss entstehen eine zusätzliche Stube und zwei Kammern. Während die Innenwände noch überwiegend aus Holz errichtet werden, sind von den Außenwänden nur noch Teile des Westgiebels und die Nordtraufe holzsichtig. Wichtige Bereiche des heutigen Dachwerks stammen aus dieser Bauzeit. Der Keller am Ostgiebel erhält ein Steingewölbe.

 

um 1400       Die letzten hölzernen Außenwände werden durch Bruchsteinmauern ersetzt. Der von den Archäologen ergrabene Legschieferschutt auf dem Laufhorizont von 1355 zeigt, dass ab dieser Zeit das Haus mit dünnen Jurasteinplatten gedeckt ist. Außen an der Nordtraufe kann der erste noch direkt auf dem Boden aufliegende Backofen nachgewiesen werden.

 

um 1450       Wahrscheinlich bedingt durch einen Eisstoß, sind große Teile der Traufwand Süd zu erneuern.

 

1533 d          Ein neuer Eisstoß zerstört wiederum Teile der Südtraufe. Der außen liegende Keller wird durch das langsame Aufhöhen der Donau wohl immer öfter überschwemmt. Er findet jetzt seinen Platz - ebenerdig und gewölbt – im bisherigen Stallteil. Dafür liegt der neue Stall in der Nord – Ostecke des Hauses und bekommt zusammen mit dem Hausflur ein Steinpflaster. Das Legschieferdach wird erneuert und zugleich der Dachstuhl verstärkt. Ebenfalls erneuert wird der Backofen an der Nordtraufe, die Einschuböffnung liegt ca. 70 cm über dem Gelände. Von diesem Ofensockel haben sich bis heute Reste an der Außenwand erhalten. Erstmals ist ein an den Westgiebel anschließender und in Bruchsteinen errichteter Stadel nachweisbar.

 

um 1800       Erneuerung des Stadels bei gleichem Grundriss.

 

um 1900       Einziehen eines preußischen Kappengewölbes im Flur und Stall; mit der jetzigen Instandsetzung entfernt.

 

                     

(c) 2005-2009 Walter Kirchner